Samstag, 7. Juli 2007
Herstellerprofil Leafcycles
Leafcycles ist ein blutjunges Label auf dem hartumkämpften MTB-Hersteller Markt. Der Name steht für Rider-Owned, Qualität, Haltbarkeit und geile Optik. Nachdem Ride Lite die ersten Bilder zugespielt bekommen hatte, war in der Redaktion sofort klar: Diese Innovation muss unterstützt werden! Gute Ideen aus D-Land sind leider rar, aber Leafcycles zeigt eindrucksvoll, dass es machbar ist.
Inhaber Frank Heinrich, selbst Mountainbiker, hat uns freundlicherweise einen wunderschönen D.One Rahmen und den Eastwood Lenker mitsamt Vorbau zukommen lassen. Wir dürfen beides ausgiebig testen! Völlig klar, dass wir uns mit Frank über seine Firma unterhalten haben:
q: Servus Frank, erzähl uns was über dich!
A: So weit ich zurückdenken kann, nahm Biken für mich schon immer einen besonderen Stellenwert ein und auch das Springen mit den Bikes hatte schon immer eine magische Anziehungskraft auf mich. Allerdings waren wir in den Anfangsjahren noch auf Torpedo 3-Gang Bikes unterwegs waren. Der BMX Boom hatte Europa zu dieser Zeit noch gar nicht erreicht. BMX kam erst später. Ich verbrachte als kleiner Knirps oft Stunden im Keller um meine Bikes selbst zu zerlegen, Lager zu Fetten, wenn nötig Kugeln auszutauschen und, und, und. Schrauben machte eben Spaß.
Später als der BMX Boom nach Europa schwappte musste sofort so ein Ding her. Ich glaube ich hatte vorher noch nie so eisern auf etwas gespart wie auf mein erstes BMX 2000. Metallic rot mit gelben Platikfelgen. Mann, war ich darauf stolz! Aufgebeben wurde damals kein einziges Teil. Wenn was gebrochen war, dann wurde das Scheißgerät angesetz und dieses kam extrem häufig zum Einsatz.
Irgendwann verschwand der BMX Boom und wurde vom MTB so langsam abgelöst. Ich schnappte mir eines der ersten Mountainbikes die in Deutschland zu haben waren. Die Auswahl war extrem einfach, denn es gab eigentlich nur Longus, Centurion und wenige andere Exoten...
Aber um die Geschichte drastisch abzukürzen, danach hat mich irgendwann nochmals das BMX Fieber für ein paar Jahre volle Breitseite erwischt und jetzt bin ich wieder auf 26“ unterwegs. Bloß die Mission ist immer noch die gleiche - Fliegen!
Nach meiner Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann gönnte ich mir ein halbes Jahr Auszeit in den USA. Auf dem Programm stand einfach nur Snowboarden. Ein damaliger Bekannter arbeitete bei einem Snowboardmagazin und donnerte mir die Aufgabe rein, ich müsste darüber eine Story machen. Nach 30 Minuten Crashkurs in Fotografie ging es auch schon über den großen Teich.
Dies war mein Einstieg in die Fotografie. Als der Sommer kam saß ich wieder in Deutschland auf meinem Bike. Meine Hobbies Snowboarden und Biken ermöglichten mir durch Zufall einen Job als Vertriebsassisten bei der Firma Bike Ekib. Beruflich ging es die nächsten Jahre turbulent im Zick Zack durch die Bike Branche. Die Sommermonate wurden mit arbeiten verbracht, die Wintermonate verbrachte ich irgendwo in der Welt mit Snowboarden oder Wellenreiten. Neben Schrauberling in verschiedensten Werkstädten, Redakteur für ph-mountainbiking.com oder anderen Jobs, halfen mir vor allem meine, ich sag mal Hobbies dabei, mich über Wasser zu halten. Die Fotografie nahm für mich eine Zeit lang einen immer größeren Stellenwert ein und ich war kurz davor mich als Fotograf im Bikebereich selbstständig machen. Der Entschluss war praktisch schon gefasst, als ich plötzlich das Angebot bekam, mich ums international Marketing, bei Scott in der Schweiz, zu kümmern. Ein Jahr später war ich wieder zurück in Augsburg, war gerade junger Vater geworden und entschied mich für den bis dato wohl chaotischsten Abschnitt meines Lebens, die Selbstständigkeit. Zusammen mit meinem Freund Tom Dunau, eröffneten wir einen kleinen schnuckeligen Dirt und Freeride orientierten Laden im Herzen von Augsburg. Da uns beiden von vornherein klar war, dass ein Laden in dieser Größe wohl kaum zwei Leute tragen würde, war es Zeit für die Flucht nach vorne. Die Idee vom eigenen Rahmen spukt eigentlich schon seit mehreren Jahren in meinem Kopf herum. Die Aktivitäten langten aber über ein paar halbseichte Versuche nie heraus. Mit dem Schritt in die Selbstständigkeit blieb mir aber praktisch gar keine andere Wahl mehr. Und eines kann ich sagen. Mein Gott, was habe ich zeitweise geflucht...aber das Ergebnis war es wert! Jetzt ist erst einmal der erste Schritt getan und ich bin wirklich gespannt wie sich alles entwickeln wird...?!
q: Ihr zeigt euch, im Gegensatz zu anderen Herstellern, überraschend offen auf eurer Webpräsenz (Lieferzeiten, Herstellung in Taiwan, etc.)! Worauf legt ihr im Umgang mit euren Kunden Wert?
A: Ich möchte einfach nur ehrlich zu den Leuten sein.
q: Neben einer anständigen Partauswahl, produziert ihr einen formschönen Rahmen namens D.One. Welche Einflüsse spiegeln sich im Rahmen wider? Worauf lagen die Hauptaugenmerke?
A: Jeder hat sein eigenes Traumbild eines Rahmens. Der eine steht auf bullige Alu Konstruktionen, der andere vielleicht eher auf den filigraneren Look von Stahlrahmen. Ich persönlich stehe auf ganz schlichte, einfache Rahmenformen. Der d.one ist eben meine Vorstellung von einem schönen Rahmen. Für mich sind in erster Linie die Geometrie und somit die Fahreigenschaften wichtig. Ziel war es einen Rahmen zu entwickeln dessen Geometrie auf Dirt Fahren abgestimmt ist.
q: Dass Leichtbau mehr als nur Trend ist, spürt man in letzter Zeit deutlich. Immer mehr Hersteller legen den „Schwerpunkt“ auf Leichtigkeit, natürlich bei möglichst gleich bleibender Stabilität. Der D.One Rahmen liegt eher im Mittelfeld der Gewichtsklassen. Was uns als Lite-Bau Magazin natürlich brennend interessiert: wird Leafcycles in der Zukunft ähnliche „Schwerpunkte“ setzen?
A: Mir ist in erster Linie ein zuverlässiges Produkt wichtig. Ziel war es also, zuerst die stabilste Konstruktion, bzw. ein stabiles Material zu finden. Hierfür wurden verschiedene Prototypen aus verschiedenen Stahllegierungen gebaut und auf dem Prüfstand getestet. Getestet wurde vor allem die Stabilität im Unterrohr/Steuerrohr Bereich. Der mit Abstand stabilste Rahmen war ein Rahmen aus Reynolds 853 Rohrsätzen. Dieser Rahmen war somit das Ziel, das es zu batteln galt. Ein Rahmen aus Reynolds 853 ist leicht, stabil aber leider auch sehr teuer, weshalb andere Materialien weiter getestet wurden. Um an die Stabilität des Reynolds ran zu kommen, musste der Durchmesser und die Wandstärke unseres Materials vergrößert werden. Ja und das Resultat ist der d.one, so wie er jetzt da steht.
Aber zurück zu Deiner Frage, ob wir uns in Zukunft auch dem Leichtbau widmen. Ja, wir sind bereits dran, wenn alles glatt geht, dann wird der erste Prototyp noch vor der Eurobike auf den Hehl Hills ausgiebig getestet werden. Ich kann es kaum erwarten.
q: Gerade bei den Anbauteilen macht Leafcycles unmissverständlich klar, dass Stabilität vor Gewicht geht. Leider schlägt sich das auch in den Gewichten der verschiedenen Parts nieder. Fairerweise muss man sagen, dass die Qualität und die Haltbarkeit dafür sehr weit oben anzusiedeln sind. Auch hier wieder die Frage: „macht ihrs zukünftig leichter?“
a: Die Produktpalette die derzeit besteht, ist so jung, dass sie erst einmal unverändert mit in die Saison 2008 genommen wird. Aber natürlich wird Leichtbau auch für LEAF in manchen Bereichen ein Thema werden. Das erste Produkt ist bereits am Start. Einfach mal die nächste Zeit unter www.leafcycles.eu reinschauen, da wird bald die neue Dirt Nabe zu bewundern sein.
q: Wird die Produktpalette von Leafcycles größer werden?
A: Definitiv!!! Ideen gäbe es bereits genug. Aber um diese umzusetzen, dafür muss erst mal die Kriegskasse etwas gefüllt werden.
q: Im Moment habt ihr 2 wirklich gute Teamfahrer, die unter anderem die Prototypen getestet haben. Klar, dass man gerade in der Anfangsphase nicht wirklich die Mittel hat, junge Talente zu fördern. Wenn alles gut läuft – wie wird sich Leaf der Sache annehmen?
A: Eine Aussage darüber zu machen, wäre zum derzeitigen Augenblick noch etwas früh. Ich bin mit den beiden Jungs die für mich fahren super zufrieden. Die zwei schaufeln sich förmlich die Hände wund. Allein das ist schon eine Unterstützung Wert. Der Schlumpf ist zwar keiner, den man auf irgendeinem Event antrifft und auch der Martin ist nicht unbedingt in der Branche bekannt, aber die zwei sind schon ein guter Fang.
Für mich ist es vor allem wichtig, dass ich mit meinen Team Fahrern arbeiten kann und sie Bock auf das ganze haben. Es ist ne gute Truppe. Ich freue jedenfalls schon jetzt auf unser nächstes gemeinsames BBQ an den Trails.
q: Wir danken fürs Interview und wünschen euch alles Gute für die Zukunft!
A: Ich muss danken!
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