Sonntag, 18. Mai 2008
Richtiges Wiegen
Gerade als Leichtbau-Freund möchte man wissen, was sein geliebtes Rad denn nun wiegt - klare Sache! Früher habe ich einfach nur ein neues Teil auf die Waage gelegt, Foto gemacht und damit wars für mich erledigt. Durch mehr oder weniger Zufall stellte ich vor einigen Tagen schmerzlich fest, welche Fehler man dabei machen kann, denn Wiegen ist nicht gleich Wiegen.
Kurz zum Hintergrund: ein neues Leichtbauteil befand sich gerade auf der Waage, bereit für ein Beweisfoto, als ein Kumpel hinter mir vorbeistapfte - das Bild zeigte ein ganz anderes Gewicht als das, welches ich gerade abgelesen hatte. Ein bisschen Bewegung im Raum brachte es dann ans Licht: der Boden schwingt und beeinflusst so die Gewichtsangabe, teilweise um über 10g nach unten.
Da mein Rahmen einen Tag zuvor zum Pulverer rausgegangen war, nahm ich die Gelegenheit wahr und wog nochmal jedes Teil nach - aber diesmal richtig! Folgende Methoden haben sich als die genausten herausgestellt (verglichen wurde mit 2 digitalen Küchenwaagen, einer Personen- sowie einer Hängewaage):
1) Waage an der Wand montiert
2) Waage auf der Fensterbank
3) Hängewaage, allerdings nur die teuersten Waagen taugen tatsächlich für Kleinteile, das komplette Fahrradgewicht wird so aber sehr genau angezeigt bei den günstigeren Varianten, zum groben Vergleich mit der Hängewaage kann man sich einmal mit und ohne Rad auf eine Personenwaage stellen
Als untauglich hat sich vor allem das folgende gezeigt:
1) Tisch
2) Boden in Erdgeschoss und Obergeschoss (muss dazu sagen, es handelt sich um ein Haus älteren Baujahrs)
3) die meisten Holzuntergründe (Stein hingegen ist genau)
Dass die Waage tatsächlich genau ist, stellt man leicht fest: hart in Waagennähe auftreten, rumhüpfen und ähnliches - tritt hier eine Schwankung auf, ist der Untergrund NICHT geeignet.
Außerdem sinnvoll: Laufräder nur komplett wiegen (mit Schlauch, Reifen, Bremsscheiben und Schrauben). Grund: erstens vergisst man nichts und zweitens ist das Gewicht von Luft in den Reifen nicht zu unterschätzen - meiner Meinung nach zählt das fahrfertige, also luftbefüllte, Gewicht. Das gleiche gilt für die Kurbel - am besten direkt mit Lager und allen Spacern wiegen, so wie man alles in den Rahmen einbaut.
So konnte ich nun - nach Eintreffen des Rahmens - ein genaues Gewicht ermitteln: 10196g rein rechnerisch, meine nagelneue Hängewaage zeigt ein Gewicht knapp unterhalb von 10100g, Personenwaage bestätigt das.
Als Nebeneffekt sind nun Übernahmefehler ausgemerzt, wie zum Beispiel vergessene Spacer, neuer Sprühdosenlack auf Pedalen, neue Reifen etc.. Außerdem stellt man fest, dass man nun eine Begründung für im Internet gefundene Gewichtsangaben, die einen zu Gedanken wie "das kann doch nicht stimmen?!" verleitet haben, hat. Ganz grob kann man wohl die Behauptung aufstellen, dass etwa 70% der Angaben zu Radgewichten wohl nicht korrekt ermittelt wurden.
Fehler sollte man sich eingestehen und so möchte ich folgenden Aufruf starten: WEIGH RIGHT - RIDE LITE!
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